Viel Ton und große Träume – wie zwei junge Frauen ihr Hobby zur Geschäftsidee machten

Ursprünglich hatten Lea und Eva keinen genauen Plan, wohin es für sie nach der Universität beruflich gehen sollte. Neben ihrem Studium fanden die beiden ein neues Hobby im Töpfern und waren irgendwann mit so viel Leidenschaft bei der Sache, dass sie ihre eigenen Kurse anboten. Mit der Eröffnung ihrer Töpferstation in Wuppertal beweisen sie, dass die Gründung eines Start-ups nicht zwangsläufig zu schlaflosen Nächten führt. Sie kann auch ohne große Schwierigkeiten zur Erfüllung der eigenen Träume und Wünsche werden.

Die Gründerinnen der Töpferstation: Lea Schöning (l.) und Eva Sophie Bößert (r.) - Foto: Lukas Hahn

Nach ihrem Bachelor-Studium Design an der Universität Hildesheim zog es Lea für einen Master-Studiengang an die Bergische Universität. In ihrer neuen Wohngemeinschaft freundete sie sich mit ihrer Mitbewohnerin Eva an, die damals noch Soziologie im Bachelor studierte. Neben der Uni besuchten die beiden zum Spaß Töpferkurse an der Volkshochschule (VHS). Schnell merkten sie, dass ihnen diese konventionellen Kurse nicht genügend Raum für Neues boten, und so beschlossen sie 2021, ihre eigenen Töpferkurse mit einem modernen Konzept anzubieten. „Wir brauchten unseren eigenen Space, und in Wuppertal gab es einfach nicht diese Möglichkeit. Es gab kaum Töpferwerkstätten, außer vielleicht privat geführte, die unregelmäßig Kurse anboten und auch sehr teuer waren. Das konnten wir uns als Studies gar nicht leisten“, erzählt Lea. So wurde die Idee geboren, das Hobby zum Beruf zu machen und andere an der eigenen Leidenschaft teilhaben zu lassen. Mittlerweile bietet die Töpferstation Kurse in verschiedenen Arten der Töpferkunst an, dazu gehören u. a. Aufbaukeramik und der Gebrauch von Drehscheiben.

Netzwerke erleichtern den Start in die Selbstständigkeit

Am Anfang sahen sich Lea und Eva mit ihrem Töpferkursangebot gar nicht als klassisches Start-up. Trotzdem nahmen sie das Beratungsangebot des Start-up-Centers der Bergischen Universität Wuppertal wahr. „Wir haben uns dort gar nicht am richtigen Platz gefühlt. Eva und ich sind eher bodenständig und handwerklich kreativ. Wir haben viel aus dem Bauchgefühl agiert und uns mit anderen Selbständigen vernetzt“, erzählt Lea. Die letzten beiden Punkte waren auch ihr Schlüssel zum Erfolg: Netzwerken und einfach machen!

Lea hat ihren Master in Public Interesst Design schon abgeschlossen, Eva ist noch dran. „Das ist ein sehr projektbasierter Studiengang. Wir lernen, wie man Projekte initiiert, gerade zum Thema Stadt- und Quartiersentwicklung, und wie man dafür Fördermittel bekommt“, erklärt Lea. Eva ergänzt sie: „Es ist sehr förderlich, weil man lernt, wie Strukturen funktionieren und wie man Gesellschaft gestalten und miteinander aktiv werden kann. Das hilft uns auch bei der Version für unsere Töpferstation. Nur Kenntnisse in der Betriebswirtschaftslehre fehlen noch.“ Da sehen Lea und Eva eine Lücke im Studiengang. „Man lernt aber, sich zu vernetzen“, erzählt Lea. Die beiden pflegen Kontakte zu anderen Selbständigen aus der Umgebung. Viele lernen sie in ihren Kursen kennen. „Da fragen wir nach: Wie sind eure Strukturen? Wie war euer Werdegang? Wie läuft das bei euch?“ Vom Erfahrungsschatz anderer profitieren sie. Dabei sei es wichtig, sich mit Menschen aus vielen verschiedenen Branchen zu vernetzen. Beim Aufbau der Website etwa haben Freunde und Netzwerkpartner geholfen. „Wir haben unsere Dienstleistungen gegen andere Dienstleistungen getauscht“, berichtet Lea. „So ging es auch mit unserem Logo“, ergänzt Eva sie. Eine befreundete Mitstudentin, die Design studiert, entwarf es und bekam im Gegenzug einen Töpferkurs geschenkt.

Werke, die in der Töpferstation entstanden sind – Foto: ws

Töpferei belebt Wuppertals Altbauviertel

So richtig losgehen konnte es mit einem geschenkten Brennofen und der Möglichkeit, kurzfristig ein leeres Ladenlokal auf dem Ölberg anzumieten. Der Ort innerhalb der Elberfelder Nordstadt hat sich mittlerweile zu einem Szeneviertel gemausert. „Wir finden es super, die Nachbarschaft und den Ölberg zu beleben“, erzählt Eva. Der Betrieb in der Töpferstation wachse: Aus einem abendlichen Töpferkurs die Woche sind nun vier geworden. Mittlerweile gibt es nicht nur Kurse für Erwachsene, sondern auch spezielle für Kinder sowie Eltern-Kind-Kurse. Junggesellinnenabschiede und Geburtstagsfeiern haben auch schon in der Töpferstation stattgefunden.

Finanzen und Organisation sind ein Lernprozess

Was als Hobbyprojekt startete, entwickelte sich mit der Zeit immer weiter. In erster Linie ging es Lea und Eva darum, ihre Leidenschaft mit anderen zu teilen, aber natürlich dürfen die Finanzen nicht außer Acht gelassen werden. „Je größer ein Projekt oder ein Unternehmen wird, desto mehr Kosten entstehen. Da mussten wir nochmal evaluieren und Preise anpassen. Wir haben auch gemerkt, dass es zeitlich nicht funktioniert, neben dem Studium noch einen Nebenjob zu haben und gleichzeitig die Töpferstation weiterzuentwickeln“, legt Eva offen dar. „Wenn es um Kostenkalkulation und Steuerrecht geht, dann kann es sinnvoll sein, sich beraten zu lassen“, erzählt Lea.

Die Kostendeckung wurde zu einem Aushandlungsprozess, der den beiden nicht immer leichtfiel. Mit der Zeit mussten sich die Freundinnen mit Fragen auseinandersetzen wie: Was sind gerechtfertigte, aber dennoch faire Preise? Ihnen ist es wichtig, ihre gestalterischen und kreativen Kurse so vielen Menschen wie möglich zugänglich zu machen, aber Preissteigerungen können manche Personengruppen auch ausschließen. „Da muss man schauen: Welche Möglichkeiten haben wir? Welche Angebote schaffen wir und wo können wir auch anderweitig Fördermittel anwerben?“ Das Ganze wurde zu einem Lernprozess, der zur Professionalisierung des ehemaligen Hobby-Projekts führte.

Lea (l.) und Eva (r.) arbeiten an neuen Werken – Foto: Judith Kaminski

„Prototyping“ führt zu ersten Erfahrungen

Einen weiteren Rat, den beide Gründerinnen für junge Menschen haben, die sich selbstständig machen wollen, ist, nicht zu lange über dem Konzept zu brüten, sondern die Idee möglichst schnell umzusetzen. Man könne klein anfangen und erste Versuche starten, um sich und die Idee auszuprobieren. Dies wird im Start-up-Jargon als „Prototyping“ bezeichnet, woraufhin eine Evaluation und erste Erfahrungen folgen. Lea und Eva konnten mit ersten Versuchen besser einschätzen, welche Kursgrößen am besten sind oder wie viel Zeit die Teilnehmer:innen benötigen. „Es ist viel Learning by Doing und ich denke, das kann man auch auf andere Bereiche übertragen“, stellt Eva fest.

Einblick in die Töpferstation – Foto: ws

Eigene Events und das Konzept des Onlineauftritts

Ein besonders schönes Erlebnis war im letzten Jahr die Teilnahme auf dem Keramiker-Markt in Köln. Dort verkauften Lea und Eva das erste Mal ihre Werke im größeren Stil und stießen auf eine große positive Resonanz. „So kommt man mit Kunden in den Austausch und bekommt Feedback, welche Artikel gut ankommen und welche nicht“, so die beiden Inhaberinnen. Der Wintermarkt im vergangenen Dezember war ihr erstes eigenes Event, das direkt im Ladenlokal stattfand. Online ist die Töpferstation auf Social Media aktiv. Doch die Pflege eines Instagram-Profils sei zeitintensiv und Beiträge würden schnell nach hinten wandern. E-Mail-Marketing über einen Newsletter funktioniere da zielführender und erfolgreicher. „Interessenten haben den Newsletter dann in ihrem Postfach und können sich alles nochmal in Ruhe durchlesen“, erklärt Eva.

Die Vorteile einer Selbstständigkeit

Was Lea und Eva daran besonders erstrebenswert finden, die eigene Chefin zu sein, ist die Gestaltungsfreiheit: „Wenn etwas nicht so funktioniert, dann machen wir es nächsten Monat halt anders. Wir müssen uns nur vor uns selbst rechtfertigen.“ Der Erfolg der beiden spricht für sich: Alle Töpferkurse bis zum Sommer sind restlos ausgebucht. Wer Interesse hat, kann sich für den Newsletter der Töpferstation anmelden und wird informiert, sobald neue Kurse gebucht werden können. Lea ist mittlerweile nach Hannover gezogen und plant dort schon ein neues Projekt, dass dem Konzept der Töpferstation ähneln soll. Beide bleiben aber weiterhin ein Team. »ws«

Töpferstation in Wuppertal

Anschrift:

  • Töpferstation Wuppertal
  • c/o Lea Schöning und Eva Sophie Bößert GbR
  • Marienstraße 46, 42105 Wuppertal (GoogleMaps)

Kontakt:

Anzeige:

 

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert